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Forschungsstand

Rund um den Begriff Digital Native gibt es in der Forschung wie auch in allen anderen Debatten um diesen Begriff Befürworter und Kritiker.

Als grösste Befürworter können Prenky und Palfrey benannt werden. Palfrey selbst hat keine Untersuchungen vorliegen. Prensky versuchte mit seinen beiden Artikeln zu beweisen, dass es den Digital Native gäbe, dazu führte er eine Reihe Studienergebnisse auf:

  • Sozialpsychologie weist darauf hin, dass Individuen unterschiedlicher Kulturen nicht nur andere Dinge denken, sondern auch anders denken[1]
  • Neurobiologische Forschung: physikalisch nachweisbare Veränderung von Denkmustern möglich:
    • Durch aufmerksames herantreten an Aufgaben[2]
    • Und harte Arbeit[3]
    • Und stetige Wiederholung (Intensität: 100 Min./Tag; Kontinuität:5 Tage/Woche; Zeitraum: 5-10 Wochen)[4]
    • Schlussfolgerung: junge Generation durchlebt diesen Lernprozess beim Spielen von Videospielen[5]
  • Studie von Lightspan (Softwarehersteller & Partner von Sony)
    • Untersuchung an 403 Schulen mit 14580 Schülern
    • Metaanalyse mit entwickelten Lernspielen
    • Sprachliche Kompetenzen verbesserten sich durchschnittlich um 25 Prozent (alle Gruppen)
    • Mathematische Fähigkeiten stiegen um 51 Prozent in der Experimentalgruppe, 30 Prozent in der Kontrollgruppe[6]
  • Prenskys Fazit: Lernen des Digital Natives muss auf einer anderen Ebene stattfinden als bislang

Die neutrale Studie: „Are ‘digital natives‘ really digitally competent? – A study on Chinese teenagers“ wollte herausfinden, inwieweit eine Gruppe chinesischer Neuntklässler aus dem Bezirk Jiangdong tatsächlich eine erhöhte digitale Kompetenz aufweist:

  • Kernfrage: weisen Digital Natives unabhängig von Vertrautheit mit digitalen Werkzeugen tatsächlich eine erhöhte Kompetenz im Umgang mit neuen digitalen Werkzeugen auf?[7]
  • Ergebnisse:
    • Es gibt Digital Natives, Individuen die sich in Bezug des Aufwachsens mit digitalen Technologien unterscheiden
    • Kleiner Bruchteil an Schülern (n=18; n=20), die nie einen Computer/Internet benutzen
    • Schlussfolgerung: Möglicherweise digitale Kluft innerhalb dieser Generation
    • Große Unterschiede zwischen den besten und schlechtesten Teilnehmern
    • Keine Uniformität hinsichtlich der digitalen Kompetenz vorhanden[8]
    • Die Altersunterschiede zeigten signifikante Unterschiede auf
      • Im technischen Bereich schnitten ältere deutlich besser ab
      • Im kognitiven Teil schnitten jüngere Probanden besser ab[9]

In der Studie: „Digital immigrants fare better than digital natives due to social reliance“ wurde das Lernverhalten in Onlinekursen unterschiedlicher Altersstufen im Bezug auf die interne und externe Kontrollüberzeugung untersucht.

  • 100 Probanden unterschiedlicher Altersgruppen[10]
  • Ergebnisse:
    • Digital Natives weisen höheren Grad an Selbständigkeit auf (interne Kontollüberzeugung)
    • Ältere Generationen wiesen geringeren Grad an Selbstständigkeit auf (interne Kontollüberzeugung)
    • Digital Natives schlechter beim Anwenden von Wissen
    • Ältere Generationen besser beim Anwenden von Wissen(Autoren begründen dies: older boomers sind nicht in der digitalen Welt aufgewachsen und bereits lange Jahre an Arbeitserfahrung besitzen.(Routine, beim Anwenden von Wissen)[11]

Kritischere Sichtweisen nehmen die nachfolgenden Studien ein:

Die Studie: „The ‘digital‘ natives debate, A critical review of the evidence“ von Sue Bennet, Karl Maton und Lisa Kerwin wurde von den Autoren ins Leben gerufen, da Sie die Notwendigkeit eines auf den Digital Native zugeschnittenen Bildungssystems anzweifeln.

  • Theoretische Einbettung fehlt
  • Empirische Einbettung bislang vernachlässigt[12]

Weiterhin argumentieren Sie, dass die Debatte über die Digital Native auf zwei zentralen Annahmen beruht:

  1. Die Generation des Digital Natives existiert
  2. Das amerikanische Bildungssystem braucht eine grundlegende Änderung, hin zu den Bedürfnissen des Digital Native
  • Es sollte untersucht werden ob Digital Natives durch die Erfahrungen mit digitaler Technologie im Gegensatz zu vorigen Generationen grundlegend andere Lernpräferenzen und Lernarten aufweisen
  • Analyse mehrerer Studien die sich mit dem Nutzungsverhalten in Informationssystemen und den dazugehörigen Fähigkeiten beschäftigten
  • Ergebnisse:
    • es gibt junge Menschen die geschickt mir neuen Technologien umgehen
    • es gibt kleinere signifikante Gruppe innerhalb dieser Generation, die entweder den Zugang/ Fähigkeiten nicht haben
    • keine uniformen Lernsstile in dieser Generation
    • Keine einheitlichen Computerspezialisten
    • Unterschiede innerhalb der Generation von größerer Bedeutung sein als die Gemeinsamkeiten
    • Keine uniformen Computerspezialisten
    • Das Gesamtbild des Digital Native ist komplexer als die einfachen Beschreibungen es bis dato vermuten ließen[13][14][15]

 

Die Autoren Sue Bennet, Karl Maton und Lisa Kerwin setzten Ihre Arbeit fort. Die nächset Studie heißt  „Beyond the ‘digital natives‘ debate: Towards a more nuanced understanding of students‘ technology experiences“

  • In dieser Studie bestätigten Sie abermals die Ergebnisse Ihrer vorangegangenen Studie:
  • Mancher Jugendliche können als Digital Natives gelten
  • Digital Natives bilden keine gesamte Generation
  • Lediglich eine Population Internetversierter Jugendlicher ist vorhanden[16][17]
  • Keine uniformen medienbezogenen Präferenzen sowie Nutzungsmotive
    • leiten sich nicht aus Zugehörigkeit zu dieser Gruppe ab
    • sondern aus persönlichen Merkmalen wie
      • dem Alter[18]
      • dem Geschlecht
      • des Bildungsstandes
      • dem sozialen Umfeld[19]

Es bleibt die Frage in der Forschung, wann genau ein Individuum der Population der Digital Natives zugeordnet wird, bestehen. Für die zukünftige Forschung ist es demnach zwingend erforderlich, eine stärkere Differenzierung dieses Begriffes zu finden.


[1] Vgl. Luria [1963], o.S., zitiert nach: Prensky [2001b], S. 3.
[2] Vgl. Bruer [199], S. 155., zitiert nach: Prensky [2001b], S. 3.
[3] Vgl. Lyon [o. J.], o. S., zitiert nach Roylance[2000], o.S. ., zitiert nach: Prensky [2001b], S. 3.
[4] Vgl. Time [1999], o. S. ., zitiert nach: Prensky [2001b], S. 3.
[5] Vgl. Prensky [2001b], S. 3.
[6] Vgl. Lightspan [2000], o. S. ., zitiert nach: Prensky [2001b], S. 6.
[7] Vgl. Li; Manieri [2010], S. 1029ff.
[8] Vgl. Li; Manieri [2010], S. 1039.
[9] Vgl. Ebd., S. 1040.
[10] Vgl. Ransdell; Kent; Gaillard-Kenney; Long [2010], S. 3.
[11] Vgl. Ransdell; Kent; Gaillard-Kenney; Long [2010], S. 6.
[12] Vgl. Bennet; Maton; Kervin [2008], S. 776.
[13] Vgl. Bennet; Maton; Kervin [2008], S. 777 ff. .
[14] Vgl. Selwyn [2009], S. 372.
[15] Vgl. Frieling [2010], S. 36.
[16] Vgl. Bennet; Maton [2010], S. 325.
[17] Vgl. Frieling [2010], S. 36.
[18] Vgl. Jones; Ramanau; Cross; Healing [2010], S. 729.
[19] Vgl. Frieling [2010], S. 36.

 

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